Sapia: Orangenschalen tragen Früchte

Manche Entstehungsgeschichten klingen märchenhaft, wie eben die von "Sapia", unserem Projektpartner in Kolumbien. Alltäglich ist es jedenfalls nicht, dass eine Allgemeinmedizinerin und Homöopathin ihrer Praxis den Rücken kehrt und sich ganz dem Kunsthandwerk widmet. Genau dies tat Ana Maria Piedrahita 1997. Zunächst experimentierte die Ärztin mit getrockneten Orangenschalen und entwickelte ein Verfahren mit Bierflaschen als Formhalter Orangenschalen-Püppchen herzustellen. Dann startete die findige Kunsthandwerkerin im Hof ihrer Eltern mit der kleinen Manufaktur Piel Acida, was ins Deutsche übersetzt "saure Haut" bedeutet.
Ana Maria wollte jedoch nicht nur ihr Hobby zum Beruf machen, sondern hatte von Beginn an mehr im Sinn. Es lagen aber noch einige Jahre sprichwörtlich "sauerer" Arbeit vor der jungen Unternehmerin, bis aus dem "Ein-Frau-Betrieb" ein kolumbianisches Vorzeigeunternehmen erwuchs. Maßgeblich daran beteiligt war Javier Cardenas, ein befreundeter Industrieingenieur, der 1999 in das Projekt einstieg. Fortan wurden Herstellungsabläufe optimiert und neue Produktlinien entwickelt. Zu den Orangenpüppchengesellten sich zunächst Ketten und Ohrringe aus Taguanüssen, die wegen ihrer Färbung und ihres seidigen Glanzes pflanzliches Elfenbein genannt werden. 2009 wurden Kreativität und Ausdauer des Duos endlich belohnt: Längst war mit "Salvarte" ein anderes Unternehmen auf die kleine Manufaktur aufmerksam geworden. Kurzum, man verfolgte die gleichen Ziele und gründete gemeinsam "Sapia".

Endlich war die Basis gelegt, genau die Visionen in die Tat umzusetzen, die Ana Maria Piedrahita von Beginn an vorschwebten: Ein Unternehmen, welches das Kunsthandwerk in Kolumbien weiterentwickelt, auch ausländische Märkte erobert, vor allem aber den Mitarbeitern faire Arbeitsplätze garantiert. Inzwischen beschäftigt unser Projektpartner 35 Festangestellte und rund 70 externe Mitarbeiter in ganz Kolumbien. Man betreibt neun Läden im Inland und exportiert 35 Prozent aller Produkte nach Europa. Von dem steilen Aufstieg profitiert das gesamte Team, denn das Management legt großen Wert auf enge persönliche Beziehungen zur Belegschaft. Jeden Monat werden die Geburtstage der Mitarbeiter gefeiert - ein Zeichen der besonderen Wertschätzung, die angesichts der betrieblichen Leistungen nicht verwundert. Die Arbeitsverträge garantieren Bezahlung, die deutlich über dem kolumbianischen Mindestlohn liegt, zusätzlich gibt es ein 13. und 14. Monatsgehalt. Letzteres verbleibt als Sparfond auf einem seperatem Konto und wird je nach Bedarf z.B. als Zusatzrente für das Studium von Kindern oder Hausbau ausbezahlt. Ebenso fixiert sind gesetzlich geregelte Arbeitszeiten und Sozialleistungen wie Kranken- und Rentenversicherung. Als Bonus leistet "Sapia" die Übernahme von Extrakosten für Krankenhausbesuche, bezahlten Urlaub und eine Gewinnbeteiligung am Jahresende. Zudem ermöglicht "Sapia"seinen Mitarbeitern vergünstigte Sport-, Musik- und Ferienaktivitäten. Das in einem solchen Unternehmen Kinderarbeit und Diskriminierung tabu sind, bedarf keiner Erklärung. Ebenso wenig, dass wir mit einem solchen Projektpartner gerne zusammenarbeiten.